Freitag, 11. März 2011
Referendariat - und dann? Blöde Frage: Weltreise oder Duke Nukem forever!
Das Jammern auf hohem Niveau, die Königsdisziplin der Bundesbürger, findet seine Variante unter Juristen in Form des Bangens um die Examensnote. Dem magischen Vollbefriedigend, auch Prädikatsexamen genannt, wird dabei insbesondere von Kandidaten mit mangelndem Selbstbewusstsein gehuldigt: "Ich vollbefriedige, also bin ich" lautet die Devise blutleerer Horden willfähriger Staats-, Wirtschafts- oder Anwaltsdiener in spe, die bereit sind, für biedere Sicherheit oder hohe Einstiegsgehälter den letzten Funken Lebenslust an den Nagel zu hängen.
Kraftstrotzende Leistungssportler, erfolgreiche Webunternehmer und weltreisende Alleskönner lassen sich ihre Lebensfreude als werdender Jurist allenfalls durch die Devise "Vier gewinnt" trüben. Hauptsache durchkommen und dabei das Leben geniessen, zeichnet die Einstellung der Gegenbewegung zum Prädikatsgehechel aus. Insbesondere erfolgreichen Anwälten kommt am Ende die gesammelte Lebenserfahrung im Wettbewerb um und im Umgang mit Mandanten zugute, während behütete Perlenkettchen und strebsame Aktenkofferträger nur noch in den Biotopen von Amtgerichtskantinen oder office meetings glänzen dürfen.
Die bange Frage "Referendariat - und dann?" zeugt einerseits von Zukunftsangst mit wenig Selbstvertrauen. Sich seine berufsspezifischen Beklemmungen mit einem Blog von der Seele zu schreiben, ist andererseits eine offensive therapeutische Massnahme, deren Kern den notwendigen Ansatz zeigt, sich nicht ausschliesslich am Faden der Examensnote baumeln zu lassen.
Der souveräne Referendar kann es dagegen gar nicht abwarten, endlich sein Examen in der Tasche zu haben, um vor einer dauerhaft erfolgreichen Berufstätigkeit noch einmal ferne Länder zu sehen. Selbstredend hat er durch lukrative Nebentätigkeiten während des grosszügigen Leerlaufs in den Stationen seines Referendariats genügend Geld zur Seite gelegt, um die Weltreise finanzieren zu können. Wer sich dagegen mit Kleinwagen, Wohnungseinrichtung und ungeplantem Nachwuchs vergaloppiert hat, kann sich über die Ruhe nach dem Examen mit der "Balls of Steel-Edition" von "Duke Nukem Forever" freuen. Endlich Zeit für ein grossartiges Ballerspiel. Hail to the king, baby!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
ach wäre ich doch ein behütetes Perlenkettchen gewesen, dann müßte ich mich jetzt nicht dem Wettbewerb des Anwaltslebens stellen und meinen Mandanten in den A... kriechen, stattdessen könnte ich in der Kantine mampfen und überlegen wie ich mein Reihenendhaus einrichte
AntwortenLöschenWenn der Duke tatsächlich rauskommt, dann muss die Karriere eben warten (Ex-Referendar auf Jobsuche).
AntwortenLöschenSuper, der beste Beitrag auf Jurablogs seit lagenm :o)
AntwortenLöschenDa wünscht sich wohl einer, während des Studiums ein bisschen mehr gelernt und ein bisschen weniger gesoffen zu haben.
AntwortenLöschenAls eingefleischter Gamer, stellte sich für mich die Frage. Weltreise. Wieder so ein bescheidener Simulator aus deutschen Landen?
AntwortenLöschenAnsonsten, nun ja, ich glaube die Frage wäre bei mir eher rethorisch zu sehen. :)
Jaja, das Leben genießen und ein paar Auslandsaufenthalte ersetzen natürlich juristisches Fachwissen.
AntwortenLöschenViele der Prädikatshechler sitzen heute übrigens in Karlsruhe, Leipzig und Luxemberg und bestimmen letztverbindlich die Auslegung von Gesetzen. Aber eine so wesentliche Funktion übt sicher auch jeder Einzelanwalt aus, wenn er mal wieder gegen ein Fahrverbot vorgeht, weil der Mandant auf dem Blitzer-Bild nicht eindeutig identifiziert werden kann.
Luxemberg? Die schwarze Abfahrt fehlt mir wohl noch in meiner langen Liste. In Karlsruhe und Leipzig gibt´s nicht mal Bundesligafussball.
AntwortenLöschen