Montag, 4. März 2019

Schloss Marienburg - wir schaffen das

Irgendwie werden es die Jungs und Mädels von der niedersächsischen Landesregierung schon deichseln, dass der arme Ernst August Prinz von Hannover Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Königlicher Prinz von Großbritannien und Irland, die Bruchbude namens Schloss Marienburg los wird, um die auf etwa 27 Millionen Euro taxierte Sanierung seiner Schrottimmobilie nicht selbst zahlen zu müssen. Laut einem - natürlich vom Land Niedersachsen in Auftrag gegebenen - Rechtsgutachten könne Herr Prinz von Hannover wegen gültiger Erbverträge das Schloss nicht verschenken oder - wie vorgesehen - für nur einen Euro an die Liemak Immobilien GmbH als Tochter der Klosterkammer und Sonderbehörde des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur veräußern.

Das neue Hilfskonzept der Regierung Niedersachsens für die Wohlstandsrettung von Ernst August junior sieht daher die Gründung einer Stiftung vor, in welche das Schloss und 1700 von insgesamt 1800 Kunstwerken im Werte von sechs Millionen Euro eingebracht werden sollen. In die Stiftung sollen zwar keine Landesmittel fließen, wohl aber 16 Millionen Steuergelder in die Sanierung des Schlosses selbst. Auch die Bundesrepublik wird sich in zweistelliger Millionenhöhe an der Sanierung des Schlosses beteiligen, so dass nicht nur die armen Niedersachsen zu Sponsoren einer ehemals öffentlichrechtlich privilegierten Bevölkerungsgruppe werden, sondern alle Bundesbürger.

Im Zuge einer konsequenten Verwirklichung des Gleichheitsgrundsatzes in Deutschland finde ich es auch nur gerecht, dass nach der Abschaffung der Standesvorrechte des früheren Adels vor hundert Jahren nun deren Nachfahren durch erhebliche Investitionen aus umfassenden Steuermitteln begünstigt werden, weil die derart Entrechteten ja rund um die Uhr damit beschäftigt sind, ihre grundsätzlich nur noch zu Silben des Familiennamens herabgestuften Adelsbezeichnungen wieder dem Vornamen voranzustellen und bei einer solch anstrengenden Tätigkeit kaum noch Zeit ist, seinen Lebensunterhalt wie ein durchschnittlicher Steuerzahler zu verdienen.

Damit der in Bedrängnis geratene Schlossherr umgehend entlastet wird, erwirbt Niedersachsen unabhängig von der später zu gründenden Stiftung sofort für zwei Millionen Euro 140 Gegenstände aus der Marienburg. Angeblich, damit der klamm gewordene Eigentümer Schulden abbezahlen kann. Das glaubt jedenfalls die lokale Praktikantenpresse, die dem cleveren Ausbeuternachfahren Respekt dafür zollt, dass er das Schloss nicht verfallen läßt oder gar an Ölscheichs verkauft. Wer von den sich aus dem Eigentum ergebenden Verpflichtungen des niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes noch nichts gehört hat oder tatsächlich meint, ein "steinreicher Ölscheich" würde sich für ein Wochenendschloss in Pattensen interessieren, ist wahrscheinlich von ähnlichem Kaliber, wie die mit öffentlichen Geldern um sich werfenden niedersächsischen Ministerien.

2 Kommentare:

  1. Vielleicht möchte ja Ihr sauberer Mandant, der Scheinadel mit Minderwertigkeitskomplex, zugreifen? So ein richtig echtes Schoss macht schließlich was her. Da ließe sich möglicherweise erreichen, dass die Zettel, die Ihr sauberer Mandant und Sie dem Gericht zur Kenntnis geben und die die Echtheit des minderwertigkeitskomplexkompensierenden Titels belegen sollen, ein wenig weniger nach Betru ..., Verzeihung, Kasperkram müffeln. Was letztlich ja auch Ihrer Reputation als Organ der Rechtspflege zugute käme, Herr Anwalt. Nachdem ich das Ttreiben hier nun schon – mit Unterbrechung – einige Jahre verfolge, fange ich an, mir Sorgen um Sie zu machen. Ich glaube nämlich, Ihrem sauberen Mandanten ist es ziemlich piepe, ob er Sie mit seinem Drang nach Anerkennung durch einen falschen Adels-Titel in die Kacke reitet. Der Vorwurf des Prozessbetruges ist schließlich nicht ohne und jedenfalls schwerwiegender als ein dicker alter Mann ohne Adelstitel.

    mfG Ritter von und zu ...

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    1. Dem Vorwurf des Prozessbetruges stelle ich mich mit breiter Brust und wenn das Verfahren eingestellt ist, werden wir die freigesetzten Energien darauf verwenden, ein unwiderstehliches Angebot für die Marienburg zu erarbeiten, um dem französischen Hochadel zu unübersehbarem Glanz in Deutschland zu verhelfen.

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