Montag, 3. August 2015

Man darf jetzt nicht mehr Neger sagen

Ich bin ja noch aufgewachsen mit Negerküssen und fand das Wort Neger nie diskriminierend. Für mich kamen die Neger aus Afrika und hatten schwarze Haut. Das schien früher so üblich zu sein. Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache definierte 1975 „Neger, dunkelhäutiger Mensch mit sehr krausem schwarzen Haar".

Heute sieht das anders aus. Der DUDEN als eine Institution für die deutsche Rechtschreibung sagt heute zwar immer noch "Person von [sehr] dunkler Hautfarbe", übermittelt vorsorglich aber noch eine Art Gebrauchsanweisung: "Die Bezeichnung Neger gilt im öffentlichen Sprachgebrauch als stark diskriminierend und wird deshalb meist vermieden." Wikipedia drückt sich noch klarer aus: "Neger gilt heute allgemein als Schimpfwort und als abwertende, rassistische Bezeichnung für schwarze Menschen."

Wer auch immer beim DUDEN oder Wikipedia das Sagen hat, bestimmt damit auch ein wenig über die deutsche Rechtsprechung, denn nach § 185 StGB wird eine Beleidigung mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, ohne dass § 185 StGB auch nur die kleinste Andeutung dazu macht, was eine Beleidigung überhaupt ist. Das muss ja auch nicht sein, könnte man denken, denn DUDEN und Wikipedia sagen ja schon, was im öffentlichen Sprachgebrauch beleidigend ist. Wer im ersten juristischen Studienjahr etwas aufgepasst hat, wird aber wissen, dass Artikel 103 Absatz 2 Grundgesetz das sogenannte Bestimmtheitsgebot wie folgt umschreibt: "Eine Tat kann nur bestraft werden, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde."

Eigentlich ist jedem Juristen klar, dass § 185 StGB dem Bestimmtheitsgebot deshalb nicht genügt und damit verfassungswidrig ist, aber der Laden muss ja irgendwie laufen und so hat das Bundesverfassungsgericht den von Zweifeln geplagten Amtsrichtern eine Ausrede als Textbaustein unter den Hintern geschoben: "Auch wenn das für eine unter der Geltung des Grundgesetzes erlassene Strafvorschrift als unzureichend anzusehen sein sollte, hat der Begriff der Beleidigung jedenfalls durch die über hundertjährige und im wesentlichen einhellige Rechtsprechung einen hinreichend klaren Inhalt erlangt, der den Gerichten ausreichende Vorgaben für die Anwendung an die Hand gibt und den Normadressaten deutlich macht, wann sie mit einer Bestrafung wegen Beleidigung zu rechnen haben", 1 BvR 1476, 1980/91 und 102, 221/92.

Alles klar? Und im Vertrauen: Die Justiz funktioniert genau nach diesem Prinzip und nach spätestens 3 Jahren Praxis als Richter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt hat man das auch kapiert. Und nun noch einmal kurz zurück zur Ausgangslage. Duden und Wikipedia haben mit ihren Definitionen deutlich gemacht, dass man bei der Verwendung des Wortes "Neger" in Bezug auf einen schwarzen Menschen mit einer Bestrafung wegen Beleidigung zu rechnen hat. Zum Glück habe ich das heute im Internet nachgelesen.  

Hinweis: "Man darf doch manchmal Neger sagen", Artikel vom 29.05.2020

30 Kommentare:

  1. Inge Schafhäuser3. August 2015 um 18:57

    Ich kann mich sehr schwer daran gewöhnen nicht mehr Neger oder Negerkuss zu sagen. Anstatt Schaumküsse sind es für mich die Dickmanns.
    Das Lied "10 kleine Negerlein".....gibt es wohl auch nicht mehr!? Wie heißt es denn jetzt wohl?????????

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  2. Wohl "10 kleine Farbige" oder "10 kleine Afrodeutsche". Sie erinnern sich noch an das Zigeunerschnitzel?

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    1. Es bleibt Negerkuss und Zigeunerschnitzel egal welcher Schwachkopf was anderes meint dieses Land wird immer bekloppter

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  3. In den früheren Südstaaten der USA soll es schon Diskriminierungen unter den Schwarzen gegeben haben.
    Es gab die gut gekleideten und gut genährten "Hausneger", die die weißen Herrschaften umsorgten und auch mit ihnen unter einem Dach wohnten und die gesellschaftlich weit unter ihnen stehenden "Feldnigger", die weitab in kleinen Hütten hausten und die harte Feldarbeit verrichteten.

    "Neger" und "Nigger" sind also auch noch weit auseinander stehende Begriffe.

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  4. Hallo. Aber kann nicht jeder bei Wikipedia angemeldete Nutzer die dort veröffentlichten Artikel ändern und/oder aktualisieren, sogar erstellen? Heißt das dann nicht auch, dass jeder sich das Recht nehmen kann die Gesetzgebung eines Staates zu verändern, oder ist das nur in Deutschland so? Ich bin entsetzt!

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  5. ist es von Gerichten als strafbar geahndet worden, wenn man Neger sagt ? gibt es dazu Gerichtsurteile ?

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    1. Ja, gibt es schon, siehe z.B http://www.nordbayern.de/region/altdorf/neger-als-schimpfwort-kostet-1800-euro-1.3488359

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  6. Es wäre eigentlich belustigend das nicht Betroffene für uns urteilen wollen was verletzt und nicht aber ist es nicht sogar erschreckend ! Versuch das mal mit dem holocaust da sagt ihr nichts wobei warum ist das eine schlimmer als das andere ?

    Scheiss rassisten

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  7. Gibt es auch eine Art Muster-Verteidigung, sollte es doch zu Problemen kommen?

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    1. Ich denke nicht, da muss man schon einen engagierten Rechtsanwalt beauftragen.

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  8. Blöd, dass das verlinkte Urteil gerade NICHT bestätigt, dass das Wort "Neger" eine Beleidigung wäre. Jedenfalls nicht, wenn man alle Schwarzen einfach aus Gewohnheit weiter als "Neger" bezeichnet.
    Zitat: "Alle Soldaten schlechthin oder alle Nato-Soldaten stellten keine beleidigungsfähige Personenmehrheit dar. Die insoweit erforderliche Individualisierung liege nicht vor, da weder alle Soldaten noch die Nato-Soldaten einen deutlich umgrenzten Kreis von Einzelpersonen bildeten. Dieser Personenkreis sei nicht überschaubar, so daß sich eine eventuelle Beleidigung in diesem großen Personenkreis verliere."

    So und nun ersetze man einfach das Wort Soldat durch das Wort "Neger" und alles wird klar.

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  9. Warum tut Ihr euch so schwer?
    Es gibt weiße Menschen, es gibt schwarze Menschen
    und noch viele andere Rassen.
    Alle haben eines gemeinsam:
    Es sind Menschen!
    Und wenn sich ein schwarzer Mensch bei der Anrede „Neger“ nicht wohl fühlt,
    dann lasse ich es sein!
    Das gebietet der gegenseitige Respekt unter Menschen!
    Ich bin ein weißer Mann und bin mit einer schwarzen Frau verheiratet.
    Wir haben zwei Mischlingskinder.
    Ich habe immer noch die Hoffnung, dass meine Kinder nicht nach Hautfarbe, sondern nach Ihrem Charakter beurteilt werden!
    I Have a Dream…

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    1. Es sind nicht die schwarzen Menschen, die sich bei der Anrede "Neger" unwohl fühlen sondern es ist die bedauernswerte grün-dekadente Gutmenschenmasse die uns das glauben machen möchte. In den USA bezeichnet sich die Mehrheit der Schwarzen bis heute selbst als Neger.

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    2. Was glaubst du, wie oft ich die letzten 50 Jahre gehört habe: "da kommt ja unser Grieche"! Sollte ich immer beleidigt sein?

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  10. Was ist mit den Schwarzfahrer , darf man das noch sagen..?

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    1. Noch schwieriger wird die Sache bei den Schwarzarbeitern.

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  11. Tut mir leid. Für uns Älteren ist Neger ein ganz normales Wort. Ich habe hier noch einen SPIEGEL, bestimmt nicht des Rassismus verdächtig, von 1970, der ganz selbstverständlich den Begriff Neger benutzt.
    Manchmal habe ich den Verdacht, dass ein Angloamerikaner mal "Neger" mit dem klar rassistischen "Nigger" gleich gesetzt hat, dabei wäre "Nigro" die richtige Entsprechung. Hat diese Fehleinschätzung über die Jahrzehnte zur Diskriminierung des Wortes geführt?

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  12. Lest mal "Die sanften Ungeheuer", wenn ihr ein gutes, erschreckendes Buch lesen wollt. Denn da könnte es hinführen.

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  13. Erinnert sich noch jemand an die Diskussionen um die "Eskimos"?

    Die Bezeichnung Eskimo wird als Oberbegriff benutzt, der auch die verwandten arktischen Volksgruppen Kalaallit, Inupiat und Yupik, nicht aber die Aleuten umfasst. Inuit ist deshalb kein Ersatz für Eskimo.

    Soviel zum Thema Neusprech.

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  14. Das liest sich hier aber ganz anders: https://sciencefiles.org/2015/09/01/zeit-der-falschbehauptungen-neger-an-sich-ist-eben-nicht-strafbar/

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  15. Wie ist denn bei unser hiesigen Polizei?
    Da heißt es m Bericht:.... PolizeiFÜHRER vom Dienst!!!! Ja, was soll uns das sagen?
    Genauso wie Zigeunerschnitzel. Finde ich persönlich nicht diskreminierend. Oder soll ich jetzt in der Pommesbude sagen: ich hätte gerne ein Schnitzel mit einer rotationseuropäischen Sauce? Ist doch alles lächerlich.

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  16. Ja ne is klar ! Versucht doch mal einen Asiaten zu verklagen der Dich "Langnase" ! Armes Deutschland es wird immer schlimmer . Ich 1972 geboren bleibe auch weiterhin bei den " Negerküssen "

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  17. Neulich sagt Heinz Becker:
    e deutlich, dann führt er, wie es das Programmheft ankündigt, an die Abgründe der Volksseele. „Müssen wir ein schlechtes Gewissen haben, wenn's irgendwo einem Neger schlecht geht?“, fragt er. „Der freut sich doch auch nicht, wenn's uns gut geht.“

    Ich hab allerdings nirgends gelesen, dass er deswegen bestraft worden wäre. Darf er das sagen, auch noch im Fernsehen?

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  18. Was ist denn dann von dieser Behauptung zu halten:

    https://sciencefiles.org/2015/09/01/zeit-der-falschbehauptungen-neger-an-sich-ist-eben-nicht-strafbar/

    Grüße, auch nach Nigeria!

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  19. Im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion über die Homo-Ehe wurde nun auch gesagt, dass man nicht mehr "warme Brüder" oder "vom anderen Ufer" sagen darf! Ist das korrekt??

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  20. Was sagt man denn nun , wenn es sich phonetisch absolut entspricht, zum Beispiel im Fotohandel zu dem "Negativ" , etwa "Dunkeltief" (sonst wäre es ja damit getan und erledigt, den Dschungelknutscher einfach "Negakuss" zu schreiben) oder etwa "negative Äußerung" wird "hoch/stark pigmentiert Bemerkung" oder wie oder was ?/.("Positiv" könnte außerdem als immens hochgradig sexualisiert , also zu delikat empfunden werden , wenn man so heiter weiter macht. Man ist dann beleidigt , wenn man damit anfängt, das so zu denken , es liegt im Auge des Betrachters . Wenn der notorisch gerne zwanghaft talentiert nörgelt , Prost Mahlzeit . Im Übrigen sollten "sie" dann vielleicht in Afrika ( nebenbei , wie schlimm : kommt bestimmt von Affen , also das affige Affenland der Affen ) anfangen und Nigeria und den Niger usw. umbenennen . Also , wenn ich woanders bin , weiß ich , daß ich mich besser anderen Sitten und Gebräuchen anpasse , besonders ,wenn ich von denen was will. Vielleicht wäre das gar nicht so unklug und undiplomatisch , als die Gehirnwindungen meiner Gastgeber überzustrapazieren , es sei denn ich will das so , daß die ganz kirre werden ; interessanter Blickwinkel demnach und moderathumaner , unblutigeleganter , sozusagen feinsinniger Terror , dem könnte das gleichkommen eigentlich quasi . Also was nun : Ganz leicht und einfach : Wenn man an diesen Kulturgutlandesgrenzen wunschgemäß und nachkommend nachgibt , kommt immer wieder was Neues und das Nächste . Man könnte das auch Schikane nennen , zumindest passivaktiv . Und niemand ist vorwerfend oder überhaupt verantwortlich für das Gehirn eines Pessimisten , Nichtverstehers , gar Verdrehers . Ist nach Blondinenwitzen über Blondchen es verpönt blond zu sagen oder - eher doch nicht . Wenn ich so unsicher bin und Minderwertigkeitsgefühle hab , sollte ich mir als mentaler Ausländer bzw. Lichtgastarbeiter ( das kann also nach Belieben jeder wirklich sein ) vielleicht meinen Aufenthaltsort neu wählen und wechseln oder umdenken ist auch nicht so völlig verkehrt . Sonst könnte es eine Zukunft geben , in der ich mich/wir uns rechtfertigen müssen kannibalistisch Stutenkerle gegessen zu haben oder vor einer Veganpolitikwelt gezwungen sehen durch den Genuss von Gummibärchen gedanklich (und mit Gelantine wahrhaftig ernsthaft) mit Tierqualmord gespielt zu haben , vollkommen unüberlegt , verantwortlich und übelst kritiklos .

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  21. Ich frage mich wann wird es strafbar sein aus der Rede von Martin Luther King zu zitieren. Denn in der berühmten I have a Dream Rede heißt es schließlich .. But one hundred years later, the Negro still is not free. One hundred years later, the life of the Negro is still sadly crippled by the manacles of segregation and the chains of discrimination. One hundred years later, the Negro lives on a lonely island of poverty in the midst of a vast ocean of material prosperity. One hundred years later, the Negro is still languished in the corners of American society and finds himself an exile in his own land. And so we've come here today to dramatize a shameful condition. Es gibt inzwischen Bestrebungen Pipilangstrumpf umzuschreiben oder zu verbieten, da dort auch ein Negerkönig vorkommt. Das ist mehr als Versuch, das ist uminterpretation von Geschichte und wäre somit Geschichtsfälschung. Was hier im Rahmen von Aufklärung herkommt ist nicht anderes als intolerante Zensur.

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